Überschrift

AS 35 Info von Dr. HQ
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Neuer, dynamischer Segler von Alexander Schleicher-Segelflugzeugbau
mit 20 M Spannweite für die Offene FAI-Seglerklasse
"AS 35" - Segler für die Offene Klasse von Alexander Schleicher
Steilvorlage für ein dynamisches Modell mit 8 M Spannweite!
Gerade hatte mein Fliegerfreund und Erbauer von Flugmodellen, Willi H. (HKM-Flugzeugbau) ein dynamisches Modell des Schleicher-Rennseglers "AS 33" mit 7,2 M Spannweite nach Plänen von mir auf den Markt gebracht, da kündigte  der Poppenhausener Segelflugzeugbauer im Herbst 2021 auf seiner Webseite ein weiteres sehr dynamisches 20 M-Segelflugzeug für die "Offene FAI-Klasse" an, die "AS 35". Eine Steilvorlaage für ein ebenso dynamisches Modell mit 6,60 M Spannweite im Maßstab 1:3
Virtuelle 3D-Rendering-Darstellungen des wohl finalen Designs der "AS 35"
(c) der Bilder: Patrick Wenzeck, Alexander Schleicher Segelflugzeugbau, 21.4.2022
Für das Überlassen der Bilder zu diesem Artikel ein herzliches Dankeschön!
Leider sind von der Firma A. Schleicher keine detaillierten Zeichnungen mehr für präzisen Modellnachbau der neueren Segler wie die "AS 35" zu bekommen. Entweder man versucht, anhand der 3-Seitenansicht  auf der Homepage der Firma (geringe Auflösung) ein Modell mit seinen Dimensionen dem Original möglichst getreu nachzubilden oder man wartet, bis irgendwann die exakten Dimensionen an einem fertigen Segler nachgemessen werden können. Da Letzteres lange dauern kann, voraussichtlich bis Mitte 2023, entschieden wir uns für die erstere "Semi-Scale"-Variante. Die Konstruktion des Modells verlief zügig und Erwin konnte bereits am Ende des Jahres 2021 mit dem Fräsen der Formen für die Einzelteile beginnen. Aber, da hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Bei der in 2021 auf der Schleicher-Webseite dargestellten Grafik des Seglers verlief die Hinterkante der Tragfläche in ihrem Hauptteil senkrecht zur Rumpfmittellinie. Man hätte es für einen Aprilscherz halten können, als Anfang April 2022 ein erstes virtuelles 3D-Rendering Bild der "AS 35" auf der Schleicher-Homepage zu sehen war. Aus diesem konnte man ersehen, dass die Tragfläche in der endgültigen Ausführung wohl noch eine leichte Rückpfeilung bekommen hatte. Der anfängliche Schock war groß. Sollten die bereits fertigen, teuren Flächenformen keinen Wert mehr haben?  Nach Korrespondenz mit befreundeten Schleicher-Mitarbeitern stellte sich heraus, dass die Fläche tatsächlich etwas zurück gepfeilt wurde, aber hinsichtlich unserer "Semi"-Scale-Modellversion keine großen Korrekturen außer bei der Rumpfanformung für die Tragfläche erforderlich waren.
"AS 35" - Designaspekte
Für Modellflieger vielfach unbemerkt hat sich in den vergangenen Jahren für das Segelfliegen in der "Offenen" FAI-Wettbewerbsklasse dank  aerodynamischer und flugmechanischer Fortschritte im Segelflugzeugbau hinsichtlich des  Designs der neueren Flugzeuge und der daraus  resultierenden besseren Möglichkeiten für die Flugtaktik ein beträchtlicher Wandel vollzogen.  Wurde vor Jahren diese Flugzeugkategorie noch von Flugzeugmustern wie SB 10, Eta, EB29, ASW 22, ASH 25, Nimbus 3 - 4, Antares 23 ua. mit großen Flügelspannweiten von etwa 23 bis 30 M, aber eher geringer Wendigkeit, dominiert, so erlauben es neuere aerodynamische Errungenschaften kleinere Segelflugzeuge (z.B. von Jonker)  mit hohen Leistungen im Vorflug, gutem Steigvermögen, besserer Manövrierfähigkeit sowie einfacherem Handling zu entwickeln. Besonders auffällig sind die möglichen  hohen Flächengewichte, die schnelles Gleiten in bisher kaum bekanntem Maße ermöglichen. Auch die Kosten und der Preis für ein solches Fluggerät, die deutlich unter denen der früheren "Big-Schiffe" liegen dürften, spielen für Hersteller und Käufer eine nicht unerhebliche Rolle und werden sicher die Attraktivität der "Offene Klasse" fördern.
Mit der "AS 35" hat Alexander Schleicher Segelflugzeugbau  ein entsprechendes Flugzeugmuster entwickelt das vermutlich im Sommer 2023 zu seinem Erstflug starten wird. Die wichtigsten technischen Daten dieses Seglers sind in nebenstehender Tabelle aufgelistet. Bereits für den 18 M-Rennsegler "AS 33" wurde von den Schleicher-Spezialisten eine neue Profilfamilie für die Tragfläche entwickelt, die dem   Flugzeug zu hervorragenden Strecken- und Steigleistungen bis zu sehr hohem Flächengewicht verhilft. Da war es offensichtlich  wohl nur konsequent, sich das Leistungspotential dieser Profile auch beim Tragflügel der "AS 35" zunutze zu machen. Die geringe Fläche und die hohe Streckung des Tragflügels erlauben offenbar ein maximales Abfluggewicht von 62 kg/m2 mit immer noch "sehr guter Steigleistung" (Schleicher-Zitat). Das wäre einmalig in der Entwicklung von Segelflugzeugen! Eine 21 M-Jonker JS1 schafft es z.B. "nur" auf  58,7 kg/m2.
Neuartige Bauweisen sorgen für ein relativ geringes Grundgewicht der "AS 35", drum hat man bei Schleicher wohl entschieden, neben der 20 M-Variante auch ein 18 M-Muster für die Rennklasse zu bauen. Beide Muster werden wohl - dem allgemeinen Trend folgend - überwiegend mit einem Ausklapptriebwerk mit Wankelmotor für Eigenstart und Rückholung ausgeliefert werden.
 TECHNISCHE DATEN
 Spannweite
20 m
 Flügelfläche
11,75 m²
 Flügelstreckung
34
 Min. Flächenbel.
44 kg/m²
 Max. Flächenbel.
62,1 kg/m²
"AS 35-RCFA" - Modelldesign
Die vergangene Generation von Segelflugzeugen für die Offene FAI-Klasse war meines Erachtens nicht gerade ideal für den maßstabsgetreuen Nachbau im Modellmaßstab. Wirklich leistungsfähige Modelle erhält man von ihnen nur, wenn der Maßstab groß genug gewählt wird, um ausreichende Flügeltiefen, vor allem an den Flügelenden, zu erreichen, bei denen die Umströmung der Luft im Fluge möglichst störungsfrei verläuft. Erfahrungsgemäß ist dies erst der Fall, wenn je nach Profilstrak die durchschnittliche Re-Zahl für die Strömung am Flügel ungefähr Re = 200.000 beträgt. Dies wird in der Regel erst bei einem Maßstab von etwa !:2,5 zum Original erreicht. So manches kleinere Modell eines Großseglers der offenen Kategorie dürfte deshalb zumindest im Langsamflug beim Piloten Frust erzeugt haben. Baut man aber zum Beispiel eine "Eta" im Maßstab 1:2,5, so kommt man auf eine mittlere Flächentiefe von 0,24 m. Mit einem leistungsfähigen Profil wie dem  HQ/DS-2,25/13, einem zulässigen Gesamtgewicht von 25 Kg und einer resultierenden maximalen Flächenbelastung von lediglich 84 g/dm2 wird die Mindestgeschwindigkeit im Langsamflug etwa 11 m/s sein und die minimale mittlere Re-Zahl etwa Re=175.000, und im Allgemeinen dürfte es dem Modell deshalb an Dynamik fehlen. An den schmalen Flächenenden werden sich Strömungsverhältnisse mit Re-Zahlen deutlich unter Re =100.000 einstellen, was dort den Einsatz strömungsgünstiger Profile und eventuell von Tabulatoren erfordert, damit es z.B. beim langsamen Kreisen in der Thermik oder beim Landen nicht zum Strömungsabriss kommt. Die "Eta" ist zwar ein extremes Beispiel, aber es zeigt sehr deutlich die konstruktiven Schwierigkeiten, die mit Modellen von Seglern mit großer Spannweite hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit verbunden sind.
Angesichts dieser Problematik mit Modellen von Großseglern der offenen Klasse hat Alexander Schleicher Segelflugzeugbau uns Modellfliegern mit der "AS 35" eine Steilvorlage für einen Schale-Nachbau geliefert, der im Maßstab 1:2,5 bestes aerodynamisches Leistungspotential ermöglicht und das mit Proportionen, die den Freunden großer Segler keine Kopfschmerzen mehr bei Handling und Transport bereiten sollten.
Zum Design von Rumpf und Leitwerk
Da der Rumpf des "AS 35"-Originals weitgehend identisch ist mit dem des "ASH 31"-Originals, konnte ich idealerweise auf meine Konstruktionsdaten der "ASH 31-HKM" aus dem Jahr 2019 zurückgreifen. Dies Modell wurde für W. Helpenstein (HKM) im Maßstab 1:2,2 zum Original entworfen und wird mit hoher Schale-Genauigkeit von ihm in Serie gebaut. Mittels CAD ließen sich leicht alle Rumpfdetail auf den 1:2,5-Maßstab für die "AS 35 - RCFA" reduzieren. Die Ausformung für die Tragfläche musste natürlich neu angepasst werden und ist für eine 2°-Einstellwinkeldifferenz von Tragflügel und Höhenleitwerk für beste Gleitzahl  im stationären Langsamflug ausgelegt. Die dürftigen grafischen Vorlagen der Original-"AS 35" lassen vermuten, dass Kabinenhaube und-Rahmen des Seglers wohl identisch mit dem der "ASH 31" sind, also wurde es dabei belassen.

Die AS 35 - 6,60m